Der Weg führt über mehrere Stationen – von der Basisausbildung, über die klassische manuelle Therapie, bis hin zum international anerkannten Abschluss OMPT-DVMT. Im Gespräch mit Trisha und Steffen von der Weiterbildungskommission des OMPT-DVMT klären wir, wie der Weg genau verläuft, mit welchem Aufwand man rechnen muss und wo die Unterschiede im Vergleich zur Osteopathie liegen.
Redaktion:
Im Internet findet man viele Informationen über die Weiterbildung zum OMPT auf der Basis des Maitlandkonzeptes, aber oft bleibt vieles unklar. Fangen wir ganz vorne an:
Welche Voraussetzungen brauche ich als Teilnehmer*in, um die OMPT-Weiterbildung beim DVMT zu beginnen?
Steffen:
Die formale Voraussetzung ist, dass man die Levelkurse 1 bis 2b abgeschlossen und eine Platzbestätigung für Level 2b hat.
Aber das Wichtigste ist die Motivation: Die Bereitschaft, die eigenen klinischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, Durchhaltevermögen und Eigeninitiative. Wer denkt, man kann sich im Kurs einfach zurücklehnen, wird überrascht sein – es wird viel aktive Mitarbeit gefordert.
Redaktion:
Heißt das, die Teilnehmer müssen auch zu Hause einiges leisten?
Trisha:
Ja, definitiv. Neben den Präsenzzeiten gibt es immer Hausaufgaben, Literaturrecherche und schriftliche Arbeiten. Es ist Erwachsenenbildung – die Teilnehmer*innen müssen sich Inhalte auch selbst erarbeiten und das Gelernte dann im Praxisalltag anwenden.
Redaktion:
Kommen wir zu den Modulen. Wie ist der Ablauf und was ist das Ziel des ersten Moduls, Modul A?
Steffen:
Modul A umfasst die IMTA-Kurse, also die klassischen Maitland-Kurse (Level 1 bis 3). Das ist eine physiotherapeutische Weiterbildung, die sich auf die orthopädische, manuelle und muskuloskelettale Physiotherapie spezialisiert. Hier werden alle Grundlagen vermittelt: von der Anamnese über Untersuchungstechniken bis zur Behandlung.
Man sieht auch Patientenbehandlungen live durch die Lehrenden und muss selbst Patienten untersuchen und behandeln.
Redaktion:
Finden diese Patientenbehandlungen schon im Modul A statt?
Steffen:
Ja. Die Anwendung am Patienten zieht sich durch die Module A bis D. Das ist ein Kernbestandteil.
Redaktion:
Wie ist das organisatorisch geregelt, wenn die Module teilweise parallel laufen? Wie schaffen die Teilnehmer das neben dem Beruf?
Trisha:
Das ist tatsächlich eine Herausforderung. Die Module A und B laufen parallel, später kommt Modul C dazu. Das heißt, es muss viel Zeit neben dem Job eingeplant werden. Mit einer 40-Stunden-Woche ist es machbar, aber es verlangt eine gute Selbstorganisation.
Redaktion:
Wie sieht es mit den Präsenzzeiten aus?
Steffen:
Meistens sind es Wochenenden – manchmal von Donnerstagmittag bis Sonntagmittag. Viele Teilnehmer haben Teile von Modul A schon abgeschlossen, bevor sie mit der OMPT-Weiterbildung weitermachen, was entlastend ist.
Redaktion:
Was ist das Besondere an Modul B und C?
Trisha:
Modul B besteht aus mehreren Präsenzwochenenden und Online-Arbeiten. In Modul C kommen die MCP-Blöcke (mentored clinical practice) dazu. Die Module bauen nicht strikt aufeinander auf, sondern überlappen sich.
Redaktion:
Kommen wir zur Praxis: Wie läuft die Supervision ab?
Steffen:
Es gibt mindestens 150 Stunden Supervision, verteilt auf vier Blöcke. Drei davon sind vom DVMT organisiert, einer kann frei gewählt werden. Man arbeitet mit echten Patienten, wird von einem Mentor beobachtet und erhält Feedback – sehr intensiv, da nur maximal vier Teilnehmer pro Mentor vorgesehen sind. Das Ziel ist, die Theorie direkt in die Praxis zu übertragen.
Redaktion:
Sind das echte Patienten?
Trisha:
Ja, hier werden ausschließlich echte Patienten aus dem orthopädischen Bereich behandelt.
Redaktion:
Wie unterscheidet sich die OMPT-Weiterbildung von der Osteopathie-Ausbildung?
Steffen:
Osteopathie beruht auf drei Säulen (viszeral, craniosakral, somatisch). Wir konzentrieren uns auf die somatische Ebene und gehen da sehr in die Tiefe. Der größte Unterschied liegt aber im Denkprozess: Wir legen großen Wert auf klinisches Reasoning (clinical reasoning) und hypothesengesteuertes Arbeiten. Das ist zielgerichtet, effizient und basiert stark auf Wissenschaftlichkeit.
Trisha:
In der Osteopathie beschäftigt man sich mit drei Systemen – der Physiotherapeut schaut "nur" eines an. Aber unser Ansatz ist wissenschaftlich viel fundierter und die Problemlösung im clinical reasoning sehr strukturiert.
Redaktion:
Wie läuft die Abschlussprüfung ab?
Trisha:
Die Prüfung besteht aus mehreren Teilen: einer schriftlichen Abschlussarbeit mit Präsentation, einer Patientenbehandlung (unter Beobachtung), einer Technikprüfung und einem Gespräch zu bildgebenden Verfahren. Die praktische Patientenprüfung zählt 60%, 40% werden aus der letzten MCP-Phase (MCP steht für mentored clinical practice) übernommen. Es ist sehr anspruchsvoll, aber die Teilnehmer sind am Ende gut vorbereitet.
Redaktion:
Wie steht es mit der Anerkennung, z.B. international und gegenüber Krankenkassen?
Steffen:
Die Weiterbildung entspricht internationalen Standards (IFOMPT), aber ein direkter Zugang wie z.B. in Australien, wo ein Master erforderlich ist, besteht nicht. In Deutschland kann man bereits mit Level 2A die Kassenleistung abrechnen, die OMPT-Weiterbildung bringt darüber hinaus keinen zusätzlichen Kassenvorteil – sondern vor allem eine viel bessere Qualifikation.
Redaktion:
Wie verläuft die Rezertifizierung?
Trisha:
Alle drei Jahre muss man nachweisen, dass man sich fachlich weitergebildet hat – z.B. durch Kurse, Publikationen oder Unterrichtstätigkeit. Es gibt keine erneute Prüfung, aber einen Nachweis der eigenen Aktivität.
Redaktion:
Wie lange dauert die gesamte Weiterbildung und wie sieht der Klassenverbund aus?
Steffen:
Die Weiterbildung dauert etwa drei Jahre. Es gibt feste Starttermine und die Teilnehmer gehen gemeinsam durch den Kurs. Der enge Klassenverbund fördert nicht nur den hilfreichen aktiven Austausch, sondern er unterstützt maßgeblich dabei, bis zur Zertifizierung „am Ball“ zu bleiben.
Redaktion:
Gibt es trotzdem Teilnehmer, die unterwegs abbrechen?
Trisha:
Es gibt wenige Dropouts – meist aus Zeitgründen, wegen Überforderung oder weil die wissenschaftlichen Anforderungen unterschätzt wurden. Wer aber die jeweiligen Module abschließt, kann beim nächsten Kurs in dem Modul wieder starten bzw. weitermachen, wo er aufgehört hat.
Redaktion:
Mit welchem finanziellen Aufwand muss man für diese herausragende Weiterbildung rechnen?
Trisha:
Die Gesamtkostenüber die gesamte Weiterbildungszeit belaufen sich auf circa 17.715 EUR für
DVMT Mitglieder bis max. 19.890 EUR für Nichtmitglieder. Übernachtungs-und Reisekosten sind
nicht inklusive. Individuelle Zahlungskonditionen können aber bei Bedarf mit den Ansprechpartnern der Weiterbildungskommission vereinbart werden.
Redaktion:
Welche Perspektiven eröffnet die Weiterbildung? Gibt es ein Netzwerk?
Steffen:
Es gibt eine OMPT-DVMT-Gruppe und eine Therapeutenliste, die regelmäßig aktualisiert wird. Das Netzwerk ist informell, aber sehr wertvoll für Austausch und Vermittlung.
Redaktion:
Eine letzte Frage: Was ist das „Porsche-Level“ an dieser Ausbildung?
Trisha:
Der OMPT-DVMT-Abschluss ist die höchste praktische Qualifikation in der Physiotherapie, die man ohne Hochschulabschluss erreichen kann. In dieser Weiterbildung entwickelst nicht nur ausgeprägte praktische Fertigkeiten, sondern lernst, deine Entscheidungen wissenschaftlich zu begründen und gezielt auf deine Patienten anzuwenden.
Redaktion:
Vielen Dank für das Gespräch und die ausführlichen Einblicke!
